Words aren’t enough – Prolog
Der Wind pfeift monoton durch den Hausflur. Ein Nachbar hatte offenbar wieder die Tür zum Dachboden nicht richtig geschlossen. Ich spüre wie die noch sehr kühle Frühjahrsluft durch die geöffnete Tür in meine Wohnung zieht. Es fröstelt mich leicht.
»Komm mit mir nach Hamburg. Jetzt. Ganz spontan. Denk nicht lange darüber nach. Sag einfach Ja.«, lädt Alex mich voller Enthusiasmus auf ein Wochenendabenteuer ein. Ich blicke ihm in seine vor Begeisterung strahlenden blauen Augen und weiß zwei Dinge sofort: Erstens, ich will unbedingt nach Hamburg. Egal zu welcher Jahreszeit. Einfach durch die Stadt schlendern, den Hafen erkunden, vielleicht sogar ein Fischbrötchen essen – okay dies wohl eher doch nicht. Hering, Aal, Makrele sind alles nicht so meine favorisierten Fischarten. Einen spontanen Trip nach Hamburg würde ich dennoch sehr gerne machen und stelle es mir toll vor. Aber zweitens, nicht mit ihm.
»Puh, das kommt jetzt echt spontan. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.«, stottere ich unbeholfen vor mich hin. Verlegen streiche ich mir meine langen dunklen Haare hinter das rechte Ohr. Suche aus den tausend Ausreden die mir gleichzeitig durch den Kopf rauschen die Passendste. Währenddessen redet er unablässig auf mich ein. Dass, sein Auto aufgetankt ist. Ich mich um nichts kümmern bräuchte, einfach einsteigen und nur für ordentliche Musik sorgen müsste.
»Wir hatten uns doch bereits gestern voneinander verabschiedet. Warum willst du jetzt mit mir nach Hamburg?«, frage ich ihn.
»Warum? Weil ich nicht glaube, dass da nichts zwischen uns ist oder sein könnte. Wir hatten unsere Momente. Ich weiß, dass du sie auch gespürt hattest. Immer wieder.«, sein Blick wird eindringlicher, flehender. Es macht mich traurig. Ich bin es ihm schuldig keine Ausrede zu erfinden, die ihn nicht verletzen würde. Ich möchte ehrlich sein. Auch, wenn dies vielleicht das Ende unserer langen Freundschaft bedeuten würde. Ich entziehe ihm meine linke Hand, die er während seines Appells ergriffen hatte und trete einen Schritt zurück. Den Türrahmen als schützende Barriere zwischen uns versuche ich meine Worte bewusst zu wählen: »Stimmt, aber die Zeitpunkte waren immer ungünstig. Wenn es richtig gewesen wäre, hätten uns ungünstige Augenblicke nie abgehalten. Ich habe mich für Leipzig entschieden, du wirst nach Berlin gehen und es wird toll werden. Wir werden beide neue Leute kennenlernen. Ich fände es schön, wenn wir an unserer Freundschaft festhalten könnten. Rein freundschaftlich. Ich kann also jetzt nicht mit dir nach Hamburg fahren. Nicht wenn ich weiß, dass du dir davon erhoffst mich umzustimmen. Doch Berlin zu wählen, und damit vielleicht irgendwann auch dich. Ich fühle das einfach nicht für mich. Jedenfalls nicht im Moment. Es tut mir leid.«. Ich sehe wie die Hoffnung aus seinem Blick weicht und ein trotziger Ausdruck den Platz einnimmt. Ich halte unbewusst den Atem an und warte auf seine Reaktion. Wird er sauer werden? Mich zum Teufel jagen? Es gibt irgendwie keinen wirklichen Grund dafür und dennoch wappne ich mich innerlich gegen jede mögliche Erwiderung seinerseits.
»Ich werde an dich denken und ich weiß, dass du auch an mich denken wirst. So bist du einfach. Und ich prophezeie dir, dass du deine Entscheidung bereuen wirst.«, platzt es aus ihm heraus bevor er sich schnell zu mir herunterbeugt, um einen flüchtigen Kuss auf meine Lippen zu pressen, sich anschließend umdreht und eilig die Treppen hinunterspringt.
»Was soll das heißen, Alex? Sind wir noch Freunde?«, rufe ich ihm hinterher, nachdem ich aus meiner Schockstarre erwacht war. »Das wird sich zeigen.«, kommen seine Worte atemlos zurück bevor ich nur noch höre wie zwei Etagen unter mir die Haustür endgültig zu fällt. Ich schließe leise meine Wohnungstür. Lehne mich einen Augenblick dagegen und blicke auf die gepackten Kisten, die sich bereits für den bevorstehenden Umzug im Flur stapelten. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Mund aus. Ja, es würde sich zeigen.
… Kapitel 1 coming soon
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