personal

Whooozaa, hygge & boundaries

Ich will ihn abschütteln. Den vergangenen Freitag, der mir einmal mehr vor Augen hielt, dass man nur ändern kann, was man selbst in der Hand hat. Wir kämpfen alle immer wieder mit großen und kleinen Problemchen, Sorgen und Ängsten. Nicht von uns selbst verursacht, geben wir ihnen dennoch mit unserer subjektiven Gewichtung oft unbewusst zu viel Macht über uns und unser Leben.

Meiner Meinung nach liegt die Kunst tatsächlich darin das wirklich Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Ich setze mich gern ein, besonders für Menschen und Themen die mir wichtig sind. Aber wenn es mich zu sehr aufregt und unruhig einschlafen lässt, spüre ich, dass ich einen Konflikt zu nah an mich herangelassen habe. Dann ist der Moment gekommen, an dem ich reflektieren muss. Ich stelle mir also bewusst die Frage, ob es die Aufregung wirklich wert ist. Muss ich mit all meiner Energie um Gehör kämpfen? Muss ich mich über Ignoranz aufregen? Muss ich meine Ratschläge immer wiederholen?

Jein. Wenn das Maß voll ist, dann halte ich nicht meinen Mund. Dann werde ich trotz aller Widrigkeiten weiterhin meine Sichtweise äußern. Was mein Gegenüber daraus macht, ist seine Entscheidung. Aber es darf mich emotional nicht aus dem Gleichgewicht werfen zu scheitern. Am Freitag war dies leider der Fall. Ich konnte mich seit langem Mal wieder nicht stark genug abgrenzen. Einen Vorfall im Job nahm ich persönlich. Vielleicht war er das ja auch. Aber was brachte es mir außer einer Nacht mit wenig erholsamen Schlaf? Ich hatte also einen kleinen Rückfall in alte Verhaltensmuster: Dinge nicht akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Ich weiß, das Universum konfrontiert uns so lange mit unseren ungeliebten Verhaltensmustern bis wir sie überwunden haben. Ich fühlte mich also zu sicher und bäm, kam eine Situation, die mir zeigte, dass ich in meiner persönlichen Entwicklung noch lange nicht an dem Punkt war, wo ich gern hin möchte. 

Und das ist okay. Ich weiß, dass es vielen Menschen ähnlich geht. wir struggeln alle mehr oder weniger stark besonders in der aktuellen Situation. Ich zähle mich selbst nicht als gefährdet, aufgrund äußerer Gegebenheiten in eine gefährliche Depression zu rutschen. Aber auch ich merke, dass mir der Lockdown und seine Folgen zu schaffen machen. Mich schwanken lassen und mir mental Kraft rauben. Umso wichtiger ist es die eigene Energie bei sich zu behalten, regelmäßig aufzutanken und das wirklich Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. 

Was mir hilft während des Lockdowns regelmäßig zu meiner inneren Stärke und Gelassenheit zurückzufinden ist relativ simpel:

Lieblingsmenschen

Keine Party. Keine Konzerte. Keine spontanen Treffen in der Cocktailbar. Schade. Aber dafür trennte sich bei mir seit Beginn des Lockdowns schnell die Spreu vom Weizen, oder so ähnlich. Extreme Situationen zeigen, welche Menschen in unserem Leben wirklich wichtig sind. Familie, die beim Telefonat merkt, wenn man ein Motivationstief hat und zur Aufmunterung spontan den Weg für einen Besuch auf sich nimmt. Beste Freunde, die jeden Tag füreinander da sind und sich gegenseitig Kraft geben. Freunde, die nicht nur die eigenen Probleme abladen, sondern auch mit ehrlichem Interesse zurückfragen wie es einem geht. Erkenne die Menschen, die dir nicht deine Energie rauben, sondern bedingungslos für dich da sind. Einfach weil du bist wie du bist.

Ritter Sport – 1 Tafel

Endorphine, Dopamin und Serotonin – Sport macht nachweislich glücklich. Ich weiß. Und ich schwanke dennoch zwischen Euphorie meine Sportroutine erfolgreich beizubehalten und dem inneren Schweinehund, der aktuell null Lust auf Bewegung aber auf Schokolade hat. Da Sport für mich ein sehr gutes Ventil ist meine Sorgen abzuschütteln, muss auch ich mich wieder aufraffen. Der Frühling kommt, such dir einen treuen Lauf-Buddy und lass die Sporthormone für dich arbeiten.

Hygge Hobbys

Der Lockdown zwingt uns zur Flucht in neue Wohlfühlhobbys. Ich hatte ja zum Glück schon immer eher introvertierte Lieblingsbeschäftigungen. Daher fällt es mir nicht wirklich schwer meine freie Zeit weiterhin mit Fotografie, Lesen, Filme- & Seriensuchten oder Schreiben zu füllen. Aktuell probiere ich mich  an einem großen Schreibprojekt, das mich auch manchmal selbst zweifeln lässt, aber aufgeben ist keine Option. Denn unser Geist benötigt neue Herausforderungen zur Zufriedenheit. Monotonie und Gleichklang kann auf Dauer ermüden. Daher versuche ich auch alles auszuprobieren, was mir Spaß machen könnte.

Machen was gerade Lust bereitet

Müssen, muss ich gar nichts. Habe ich keine Lust auf Sport zwinge ich mich nicht dazu. Keine Lust zu kochen? Dann bleibt meine Küche eben kalt. Ich will unbedingt das Buch beenden, kann mich aber nicht auf den Inhalt konzentrieren? Dann lege ich den Lesestoff schnell weg. Warum? Weil es keinen Sinn ergibt sich selbst zu irgendetwas zu zwingen. Damit bleiben nur die Freude und Leichtigkeit auf der Strecke mit der wir alles angehen sollten. Ich spreche jetzt hier vorwiegend über die Freizeitgestaltung. Dass der Job manchmal nervt – manchmal extrem, manchmal unaushaltbar – ist klar. In diesem Punkt muss jeder selbst abwägen, ob es einen besseren Weg gibt sein täglich Brot zu verdienen. Jeder würde gern seine Leidenschaft zum Beruf machen, aber nicht immer liegt das allein in unserer Macht. Wir können beruflich nicht alle machen was gerade Lust bereitet, daher lass einen Job, der nur ein Job ist, nicht dein gesamtes Leben bestimmen, sondern nur die Zeit, in der du dafür bezahlt wirst. Meine Definition von Feierabend: Substantiv, maskulin [der] Machen was gerade Lust bereitet.

Whooozaa, Wein und Abgrenzung

Und dann gibt es dennoch diese Momente, in denen man das Gefühl hat, gar nichts geht mehr. Dann ist es Zeit für Selbstreflexion. Was verursacht diese Stimmung? Kann ich die Ursache Beeinflussen? Gebe ich selbst dem ganzen zu viel Gewichtung? Mit viel Whooozaa und vielleicht einen Gläschen Wein muss man manchmal einen Schritt zurücktreten, sich die Ruhe nehmen die Wichtigkeit zu prüfen und wieder Platz für positive Gedanken zu schaffen. Mit Abstand und geklärter Sicht auf die Dinge, fällt es zumindest mir leichter mich abzugrenzen, meine Energie bei mir zu behalten und loszulassen. 

In diesem Sinne nehme ich den vergangenen Freitag als das, was er war: eine weitere Lektion des Universums, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Whooozaaa und cheers!

Leave a Reply