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Juggle the modern dating circus – Part 2

Für das kleine Herz kann es durchaus gefährlich werden, wenn raubtierhaft Grenzen des guten Flirtbenehmens überschritten werden. Schon mal etwas von Mosting, Orbiting und Zombieing gehört? Der Dating-Zirkus präsentiert in dieser Vorstellung die exotischen Dating-Phänomene Beziehungsunwilliger.

Mosting

Beim Dating-Trend Mosting wird das Objekt der Begierde mit viel Aufmerksamkeit überschüttet: unzählige Nachrichten, intime Informationen, angedeutete Zukunftspläne und Versprechungen. Das scheinbar echte Interesse ist zu schön um wahr zu sein, besonders wenn man meist mit den Dating-Trends aus Juggle the modern dating Circus – Part 1 konfrontiert ist. Aber leider hält diese überschwängliche Begeisterung für das Gegenüber nicht sehr lange an. Aus Mosting wird Ghosting.

Schon erlebt?

Ja, und es schmerzt. Spätestens wenn man die anfängliche Skepsis über Bord wirft und sich selbst emotional voll und ganz auf das Gegenüber einlässt, legt sich bei dem Moster plötzlich ein Schalter um. Die Kommunikation wird oberflächlich und auffallend weniger, bis irgendwann das Ende verkündet wird – auf das man sich selbstverständlich vorbereiten kann, aber dennoch bleibt man enttäuscht, verletzt und mit Liebeskummer zurück. Denn bei Mosting werden immer Gefühle getriggert. 

Warum Mosting?

Wahrscheinlich naiv will ich daran glauben, dass der Moster zunächst selbst von seinen Gefühlen überrumpelt wird, echtes Interesse am Flirt-Partner hat und das Objekt der Begierde so schnell wie möglich für sich gewinnen will. Aber seien wir mal kurz realistisch, da es beim Mosting offensichtlich nur um körperliches Begehren geht, ist das vermeintlich starke Interesse zumeist nur eine Masche und das Ende von Beginn an greifbar nah.

Ich sage dazu nur:
Er/Sie will wahrscheinlich nur so schnell wie möglich Sex mit dir – und zwar nur Sex, nicht mehr und nicht weniger.

Orbiting

Immer nah genug um wahrgenommen zu werden aber gleichzeitig nicht wirklich greifbar. Orbiting ist ein Phänomen des nicht Loslassen können. Nach den üblichen zwei bis drei Monaten kommt das Dating-Aus und der vermeintliche Kontaktabbruch durch den Dating-Partner. Aber anstatt wirklich aus dem Leben des Verlassenen zu verschwinden, wird über soziale Medien weiterhin verfolgt was der andere macht. Fotos liken, Strories schauen, Kommentare via Privatnachrichten. Der ehemalige Crush bleibt im Orbit, sodass ein Abschließen nahezu unmöglich ist.

Schon erlebt?

Ich sah mich bisher einmal mit Orbiting konfrontiert und denke dies passiert, wenn wir jemanden treffen, der uns aus unerfindlichen Gründen unter die Haut geht. Love is sold out, but we still have vibes to offer ging mir unter die Haut und blieb in meinem Orbit, was es mir erschwerte das Kapitel – obwohl es nur wenige Teile hatte – endgültig abzuschließen. 

Warum Orbiting?

Das Zauberwort lautet in diesem Fall Bindungsangst. Orbiter wollen sich bewusst (noch) nicht binden. Die Trennung kommt, wenn der Kontakt ihnen zu eng wird und sich vielleicht eine Beziehung anbahnen könnte. Einzige Lösung für den Orbiter: Ein Spiel mit Distanz und Nähe, um in der eigenen Wohlfühlzone bleiben zu können. Da der Orbiter aber im Grunde gar nicht loslassen will, interessiert ihn was der ehemalige Crush so treibt. Bei dem Verlassenen weckt dies natürlich falsche Hoffnungen, was auch hier ein Loslassen erschwert. Ein echter Teufelskreis.

Ich sage dazu nur:
Er/Sie schließt dich aus dem eigenen Leben aus? Warum sollte dann noch dein digitales Leben verfolgt und kommentiert werden können? Blockiere ihn/sie wo es nur geht und komm drüber hinweg.

Zombieing

Jeder kennt es: Nach dem Beziehungsaus herrscht Funkstille. Doch plötzlich und unerwartet ist das mitunter monatelange Ghosting vorbei und die einst verschwundene Person drängt sich langsam wieder in das Leben. Der Ex, plötzlich auferstanden aus der Dating-Verdammnis – nur nicht ganz so hässlich wie die Zombies aus den Horrorfilmen.

Schon erlebt?

Wem ist das noch nicht passiert?! Spätestens zur Cuddle/Cuffing Season – Oktober bis Februar, Achtung sie hat gerade begonnen – suchen viele Singles jemanden zum ankuscheln. Einen Flirt mit dem man verregnete Feiertage, Silvester und vielleicht auch noch Valentinstag überstehen kann. Ist niemand Neues in greifbarer Nähe, liegt es nahe es noch einmal bei dem Ex zu probiere. À la „Da war ja mal etwas zwischen uns, irgendwas, aber was nur?“, drängt sich leicht der Gedanke auf etwas Vergangenes zu romantisieren und noch einmal aufzuwärmen.

Warum Zombieing?

Verschwinden und dann wieder auftauchen? Dies sagt mehr über den Zombie als über sein Opfer aus: Es zeugt von Angst vorm Alleinsein, Langeweile und der Suche nach schneller Bestätigung. Ja, jeder hat eine zweite Chance verdient aber es gab mit Sicherheit gute Gründe warum der erste Versuch scheiterte.

Ich sage dazu nur:
Zombies und Menschen? Es kann nicht gutgehen, wenn der eine den anderen nur auffressen will.

Singles haben es nicht immer leicht im modernen Dating-Zirkus. Aber dies ist kein Grund nicht mehr optimistisch in die Flirtzukunft zu blicken. Nur vielleicht hier und da ein wenig kritischer, um im besten Fall die ersten Vorzeichen solch raubtierhaftem Flirtverhaltens schneller wahrzunehmen und zu hinterfragen. Denn Mosting, Orbiting und Zombieing sind definitiv toxische Dating-Phänomene, die meist schmerzlich enden.



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